Wer bestimmt, wie viel Geld es gibt?
Es gibt wesentlich mehr Geld auf der Welt, als Münzen und Scheine zusammengezählt. Häh? Wie kann denn das sein?
Lizenz zum Gelddrucken
In der Eurozone bestimmt die Europäische Zentralbank (EZB), wie viele Euro-Scheine und -Münzen insgesamt in Umlauf gebracht werden. Nach einem festgelegten Schlüssel drucken dann die nationalen Zentralbanken das neue Papiergeld, die Finanzministerien prägen die nötigen Münzen. Welches Land wie viel Bargeld produziert, siehst du auf der Website der EZB (nur auf Englisch verfügbar).
Das war nicht immer so. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Druck von Banknoten an zentrale Banken übergeben. Man nennt diese Banken auch Zentralbanken oder Notenbanken. Im Juni 1998 haben die Länder der Eurozone die Verantwortung für den Euro an die EZB übertragen. Die EZB ist damit die gemeinsame Zentralbank aller Euroländer, die sich eng mit den nationalen Zentralbanken abstimmt.
Insgesamt gab es im Euro-Währungsgebiet nach Angaben der Europäischen Zentralbank per 31. Dezember 2021 1,58 Billionen Euro in Scheinen und Münzen. Klingt verdammt viel, ist aber nur ein kleiner Teil der Geldmenge in der Eurozone.
Von M0 bis M3
Das Bargeld, das in Umlauf ist, bildet die Geldbasis, von Profis ‚M0‘ genannt (M steht für ‚money‘, Englisch für Geld). Zur Geldbasis M0 gehört auch das Zentralbankgeld, das die ’normalen‘ Banken (Geschäftsbanken) bei der EZB beispielsweise als Mindestreserve hinterlegen müssen. M0 ist die kleinste von vier Gruppen: M0, M1, M2 und M3.
Zur nächsten Stufe – M1 – zählen alle Sichteinlagen und das Bargeld von Nichtbanken. Nichtbanken sind zum Beispiel wir: Du, deine Familie (also Privathaushalte), aber auch Unternehmen und der Staat. Sichteinlagen sind Kontoguthaben, die jederzeit fällig sind (heißt: man kann sie jederzeit abheben bzw. verbrauchen). Hast du beispielsweise 50 Euro auf dem Konto (Sichteinlage!), zählen diese 50 Euro zur Geldmenge M1, aber nicht zu M0, weil du ja deine 50 Euro nicht im Geldbörsel hast. Zu M1 gehören im Gegensatz zu M0 auch nicht das Zentralbankgeld und das Bargeld, das in den Tresoren der Geschäftsbanken liegt.
Das meiste Geld gibt’s nur auf Konten
Das meiste Geld gibt es gar nicht in bar: Wir bekommen Löhne und Gehälter aufs Konto, zahlen die Miete, Versicherungen und Handygebühren übers Konto und immer häufiger bezahlen wir im Supermarkt kontaktlos mit der Debitkarte oder dem Smartphone. Geld, das von einem Konto zum anderen geht, nennt man Buchgeld oder Giralgeld.
Und weil Bargeld höchstens gefühlt oft verwendet wird, das meiste Geld heutzutage aber als Giralgeld auf Konten liegt, ist M1 beeindruckend groß: Ungefähr 11,3 Billionen waren es laut Statista Ende Dezember des Jahres 2021.
M2 enthält die Geldmenge M1 und dazu noch Spareinlagen mit einer Laufzeit von maximal 2 Jahren. M3 wiederum enthält M2 und außerdem bestimmte Wertpapiere und Schuldverschreibungen. Bei M3 kommt dann schon einiges zusammen, nämlich laut Statista allein in der Eurozone 13,15 Billionen Euro im Februar 2020.
Wie viel Geld es gibt, hängt auch von Privatpersonen ab
Die Geldmenge M3 wächst mit jedem Kredit, den man bei einer Bank aufnimmt. Der Grund: Das verliehene (Giral-)Geld wird zwei Mal verbucht. Ein Beispiel: Ein Mann bekommt von der Bank einen Kredit über 200.000 Euro und hat diesen Betrag dann auf dem Konto. Die Bank hat zugleich aber eine Forderung von 200.000 Euro (plus Zinsen) in ihren Büchern stehen. Dadurch wächst M3 um 200.000 Euro an, bis der Mann den Kredit wieder zurückgezahlt hat.
Kompliziert? Das ist verständlich, denn Geldschöpfung ist ein Kapitel für sich. Lies mehr in Kredite: Es werde Geld!
Eurozone
Zur Eurozone gehören 19 der insgesamt 27 EU-Staaten, deren gesetzliche Währung der Euro ist. Diese Länder sind: Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Portugal, die Slowakei, Slowenien, Spanien und die Republik Zypern.