Wer heute Geld auf ein Sparbuch legt, muss damit rechnen, dass das Geld dort im Laufe der Zeit weniger wert sein wird.
Wer es gleich ausgibt, hat momentan mehr davon.
Was habe ich zurzeit vom Sparen?
Derzeit liegen die Zinsen am Sparbuch bei ca. 0,02%. Das bedeutet, wenn du € 1.000 ein Jahr lang am Sparbuch hast, bekommst du 20 Cent Zinsen, wovon du 5 Cent an den Staat zahlen musst. Diese Steuer nennt man Kapitalertragssteuer (KEst).
Normalerweise liegt die Inflation bei rund 2 Prozent und seit dem Ukraine-Krieg sogar bei rund 7 Prozent. Das bedeutet, dass du aktuell (Stand April 2022) in einem Jahr rund 15 Cent Zinsen bekommst, deine Kaufkraft bezogen auf die € 1.000 jedoch um ca. € 70 sinkt. Das macht also € 930,15.
Wem bringen niedrige Zinsen was?
Die niedrigen Zinsen sind eine direkte Auswirkung der Finanzkrise. Um auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiter arbeiten und produzieren zu können, wünschen sich Unternehmen und Staaten niedrige Zinsen. Wenn das Zinsniveau niedrig ist, können sie sich billig Geld von Banken ausborgen.
Die Europäische Zentralbank gibt mit ihrem Leitzinssatz die Höhe der Zinsen für den Euroraum vor. Das ist der Zinssatz, zu dem sich auch Banken Geld leihen und verleihen.
Die vier Hauptgründe der Zentralbank für niedrige Zinsen sind derzeit:
- Billiges Geld für Banken. Wenn sich Banken günstig Geld ausborgen können, leihen sie es auch günstiger an ihre Kund:innen weiter.
- Lieber kaufen statt sparen. Wenn die Zinsen niedrig sind, geben dieMenschen ihr Geld lieber aus, statt es zu sparen. Das hilft den Unternehmen und kurbelt die Wirtschaft an.
- In Arbeitsplätze investieren. Mit günstigen Krediten können Unternehmenleichter investieren. Das hilft der Wirtschaft, denn erfolgreiche und finanziell gesunde Unternehmen steigern ihre Umsätze und sichern Arbeitsplätze.
- Billigere Staatsschulden. Stabile Staaten wie Österreich können sich Geld zu niedrigen Zinsen ausleihen. Dadurch sinken die Zinsausgaben, die im Staatsbudget berücksichtigt werden müssen.
Die Realität
Theoretisch stimmen die Überlegungen der Zentralbank, die Realität schaut aber anders aus.
Viele Menschen und Unternehmen haben im Moment Angst um ihr Geld. Deshalb kaufen sie weniger ein oder investieren nur wenig. Und auch Banken haben Angst davor, ihr verliehenes Geld nicht mehr zurück zu bekommen.
Statt Kredite an Unternehmen zu vergeben, kaufen sie deshalb lieber Staatspapiere sicherer Staaten wie Österreich oder Deutschland oder „parken“ das Geld ohne Risiko – dafür aber sehr niedrig verzinst – weiter bei den Zentralbanken.
Dadurch, dass die Zentralbanken den Banken aber viel billiges Geld zur Verfügung stellen, sind die Geschäftsbanken nicht mehr auf das Geld der Sparer:innen angewiesen. Auch deshalb bieten die Geschäftsbanken den Sparerinnen und Sparern zurzeit nur niedrige Zinsen.
Was heißt das für dich?
Expert:innen sagen, dass das viele billige Geld bald zu einer höheren Inflation führen wird. Denn es ist dadurch viel Geld in Umlauf, das Angebot an Gütern steigt aber nicht gleich schnell. Das würde bedeuten, dass unser Geld weniger wert wird.
Für Staaten und Menschen mit Schulden ist das gut, denn ihre Schulden werden damit quasi „weginflationiert“. Zwar bleiben die Schulden nominell gleich, aber sie können dann mit wertloserem Geld zurückbezahlt werden.
Für Sparerinnen und Sparer heißt das allerdings, dass ihr Erspartes real an Wert verliert. Natürlich ist es schlau, etwas Geld als Sicherheit auf der Seite zu haben.
Solange aber die Zinsen niedrig sind, macht es Sinn, auch über andere Formen des Sparens und Anlegens nachzudenken.